Myopie Management
Myopie Management
Eine hohe Kurzsichtigkeit und das damit verbundene Längenwachstum des Auges, ist ein wichtiger Risikofaktor für spätere Augen Erkrankungen.
Die Anzahl Menschen mit einer Kurzsichtigkeit (Myopie) hat in den letzten Jahren massiv zugenommen. Dieses Längenwachstum der Augen, stellt langfristig ein erhöhtes Gesundheitsrisiko dar.
Das Risiko einer Netzhautablösung, als Beispiel, verdreifacht sich bereits ab 2 Dioptrien und liegt bei über 5 Dioptrien gar 21x höher. Die daneben stehende Tabelle (Flitcraft, Progress in retinal and eye research 31, 2012) zeigt das steigende Risiko bei höherer Myopie. Ein eigentlicher Auslöser für die Myopie ist bis dato nicht bekannt. Es gibt aber Faktoren die an einer Myopie Entwicklung beteiligt sind. Testen Sie jetzt das Risiko der Entwicklung einer hohen Kurzsichtigkeit auf myopiacare.org
Kann man diese Entwicklung aufhalten?
Ja man kann! Seit Jahren werden umfangreiche Studien im Bereich der Myopie Kontrolle durchgeführt. Bei frühzeitigen Gegenmaßnahmen ist es möglich, die negative Entwicklung deutlich zu verlangsamen. Die folgende Tabelle zeigt eine Zusammenfassung der Verfahren zur Myopie Kontrolle und deren Effektivität aus über 30 wissenschaftlichen Arbeiten:
Myopie Management mit Kontaktlinsen
Neuartige weiche Defokus – Speziallinsen verlangsamen die Zunahme der Kurzsichtigkeit um bis zu 45%. Wir verwenden die misight (CooperVision), eine Tageslinse welche täglich durch ein frische Kontaktlinse ersetzt wird, oder die Mylo (mark’ennovy) Monatslinsen. Sie korrigieren die Kurzsichtigkeit, aber keine Hornhautverkrümmung.
Die zur Zeit effektivste Möglichkeit zur Myopie Kontrolle, bietet die Orthokeratologie (Nachtlinsen). Diese Linsen werden nur während dem Schlafen getragen und verändern über Nacht die Zellschichten im Auge so, dass Fehlsichtige tagsüber scharf sehen – ganz ohne Linsen oder Brille. Myopie bis zu 8.0dpt und Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) bis zu 4.0dpt können so korrigiert werden. Weitere Vorteile sind:
- Baden, Sport ohne Einschränkung
- minimales Verlustrisiko
- keine trockenen Augen
- kein Staub unter den Linsen
- keine Beeinträchtigung bei Heuschnupfen
Nachtlinsen werden seit über 40 Jahren in den USA und Australien erfolgreich angepasst. Wir selbst praktizieren dieses Verfahren erfolgreich seit 2003 und gehören damit zu den Pionieren in Europa.
Myopie Management mit Brillen
Das preisgekrönte MIYOSMART Defokus-Brillenglas mit patentierter D.I.M.S. Technologie wurde in Zusammenarbeit von Hoya mit der Hongkong Polytechnic University im Jahr 2014 entwickelt. D.I.M.S. steht für Defocus Incorporated Multiple Segments.
Der Aufbau des Brillenglases ermöglicht die Verlangsamung des Längenwachstums des Auges um 60% und bietet klares Sehen. Das Brillenglas gleicht beim Tragen einem herkömmlichen Einstärkenglas.
MiYOSMART ist ein Einstärkenglas, dessen Vorderfläche hunderte kleine Segmente beinhaltet, die alle einen myopischen Defokus abbilden. Beim Blick durch einen pupillengroßen Bereich ist somit immer eine scharfe und eine defokussierte Abbildung im Auge gewährleistet.
Myopie Management mit Atropin
Die Zunahme der Kurzsichtigkeit kann mit Hilfe von Atropin (Tollkirsche) ebenfalls abgebremst werden. Atropin-Augentropfen werden schon lange als ein Medikament zur Pupillenerweiterung eingesetzt. Was jedoch neu ist, ist der Einsatz von Atropin zur Verlangsamung des Augenlängenwachstums. Eine solche Therapie wird „off-Label“ genannt. Das bedeutet, dass das Medikament für diesen Verwendungszweck noch nicht von der schweizerischen Arzneimittel-Behörde zugelassen ist und noch keine Leistungspflicht der Krankenkassen besteht.
Der Wirkmechanismus des Atropins zur Bremsung des Augenlängenwachstums ist noch nicht bekannt und ist Dosisabhängig. Je höher die Dosierung, desto stärker wird das Wachstum gebremst. Welche Dosierung verwendet wird, entscheidet der betreuende Augenarzt, in Absprache mit ihrem Kinderarzt. Leider führt Atropin als Nebenwirkung zu einer grösseren Pupille und der Einschränkung der Naheinstellung beim Lesen. Sind die Nebenwirkungen zu stark, kann mittels selbsttönenden Gleitsichtgläser geholfen werden. Andererseits kann auch eine Kombinationstherapie von Atropin und optischer Therapie (Brille oder Kontaktlinsen) verwendet werden um die Atropin Dosierung möglichst tief zu halten und die Wirkung von beiden Therapie Formen zu kombinieren.
Auf Grund der genannten Nebenwirkungen werden Atropin Augentropfen meist bei kleinen Kindern im Alter von 5-9 Jahren angewendet. Dies weil einerseits die Handhabung von Kontaktlinsen noch schwierig sein kann, andererseits weil die physiologischen Reserven zur Naheinstellung mit zunehmenden Alter abnehmen.
Die Tropfen werden 1 x täglich (am Abend) getropft und je nach Verlauf meist über einen Zeitraum von mehreren Jahren eingesetzt. Regelmässige Termine für augenärztliche Verlaufsuntersuchungen müssen während der Anwendung wahrgenommen werden.